Tagebuch "Ich bin dann mal wieder weg" Teil 4

27.05.2011

Die Reise ist vorbei und das erfüllt mich mit einer gewissen Traurigkeit, ich könnte jetzt noch weiter wandern. Auf der anderen Seite bin ich sehr Glücklich darüber angekommen zu sein, bis auf max. 30 Minuten Regen hatte ich auch bestes Wetter. Ich habe wunderbare Menschen kennen gelernt, auch nicht so tolle, aber die habe ich wieder vergessen. Ich glaube, ich möchte irgendwann mal den gesamten Weg gehen, das erhebende Gefühl verspüren alles gesehen, und durchlaufen zu haben, das liegt aber in weiter Ferne. Es war eine interessante Erfahrung den Weg kennenzulernen, die Orte die ich ja schon kannte nochmal zu sehen und mich an so viele schöne Sachen zu erinnern. Ich bin erstaunt darüber wie viel man imstande ist zu schaffen. 600 km oder auch 30 - 40 km am Tag, mit 10 kg Gepäck, zu laufen kann man sich nicht vorstellen, ist aber möglich. Mit 2 Garnituren Wäsche auskommen, kann man sich nicht vorstellen, ist aber möglich. Nicht zu wissen wo man am nächsten Tag schläft, kann man sich nicht vorstellen, ist aber möglich.

Vielen Dank an Euch alle, für die guten Worte, Wünsche und die Möglichkeit dass ich das Erleben durfte.

26.05.2011

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa ich hab die Compostela. Der Wahnsinn, ich hab sie erlaufen so wie ich es mir gewünscht hab und ich kann's nicht fassen das ich schon da bin.

Gestern waren die Mädels richtig fertig, Sandra ist zwar fast 15 Jahre älter, aber das ging bei allen an die Substanz.

Heute morgen sind wir um 6 Uhr los, ich wurden das erste und einzige mal zum Nachtpilger. Der Weg gestaltete sich wie gestern auch bergauf und ab. Nach etwa 5 km trafen wir auf die ersten Pilger, in Turnschuhen. In Lavacolla machen wir eine Frühstückspause, ich hatte den Mädels, beim loslaufen, Magdalenas gegeben. In der ersten Bar essen wir nur ein Crossoing und wechseln dann in die nächste, dort gibt es Tostadas und O-Saft. Danach geht es, frisch gestärkt, zum Monte do Gozo. Es ist unglaublich wie viele Pilger da hoch gehen, inklusive derer die in Lavacolla aus dem Bus gestiegen sind. Oben angekommen gibt es den vorletzten Stempel und es geht nochmal 4,7 km zur Kathedrale. Es ist ein sehr bewegender Moment wenn man immer näher an die Stadt kommt, mir schießen Gedanken wie 4 Woche Strapazen, minimalistisch leben und ich könnte das jetzt noch mal so lange machen, aber gleich ist es vorbei, gleich bin ich da.

100 Meter vor der Kathedrale bietet uns eine Frau ein Zimmer an, wir brauchen keins aber die Mädels, wir schauen uns das an und die Nehmens für die Nacht. Wir lassen gleich unsere Rucksäcke dort und gehen zur Messe. Pünktlich um 11:50 Uhr sitzen wir auf dem Boden, vor der ersten Reihe, die Nonne singt und die Messe beginnt. Zum Schluss wird der Botafumeiro geschwenkt, bei den Münchnerinnen werden die Augen feucht, er schwenkt direkt über unsere Köpfe hinweg. Einfach nur ein erhebendes Gefühl. Gleich im Anschluss gehen wir Santiago umarmen und danach die Compostela abholen. Wir haben Glück und die Schlange ist nicht ganz so lang und sehr wichtig, hinter uns sind die Turnschuhträger.

Wir haben Hunger und gehen unser letztes Pilgermenü essen, offiziell sind wir jetzt keine Pilger mehr, trotzdem lassen wir uns das schmecken. Im Anschluß geht es ein wenig durch die Altstadt, Andenken kaufen und an den Tarta de Santiago Läden vorbei. Im Garten des Hotels Costa Vella genehmigen wir uns noch eine Kaffeepause, als ich an einem Männertisch vorbei komme bekomme ich nur bewundernde Blicke. Ich hatte schon vorher davon gehört dass die Typen mich so anschauen, aber bemerkt hatte ich es nicht. Die beiden Münchnerinnen haben sich entschieden, die letzte Nacht am Freitag, im Hotel zu übernachten daher Buchen sie jetzt das Nachbarhotel, das Costa Vella ist Ausgebucht, das andere ist aber auch nett. Wir gehen noch unsere Rucksäcke abholen, verabschieden uns und laufen zum Bahnhof, unser Auto wartet schon. Die Fahrt ist ja bekannt, auf den Blitzer achten, es ist auch keiner dazu gekommen. Angekommen ist keiner da, die haben erst morgen mit uns gerechnet. Wir gehen erst mal was trinken, dann ist meine Mutter auch da und der Resturlaub beginnt.

25.05.2011

Heute sind wir sehr früh aufgestanden, es soll nach Pedrouzo gehen, 33 km. Die Mädels wollen das so, Arzua finden sie zu wenig km. Ich habe miserabel geschlafen, das Bett knarrte und im Nebenzimmer hat jemand einen ganzen Wald abgeholzt. Um kurz nach 7 Uhr gehen wir zum Frühstücken es gibt Churros con Chocolate. Um 8 Uhr starten wir mal wieder bergauf, der Weg gestaltet sich schwieriger als gedacht, keiner hat gedacht das es so oft bergauf geht. In Ribadiso machen wir eine Pause, Essen und trinken muss sein, wir haben noch 20 km vor uns.

In Arzua angekommen ist das erste was die 3 Mädels machen, ab in ein Schuhladen. Als wenn sie Schuhe kaufen könnten, geschweige den mitschleppen. Wir machen schon wieder Pause, das wird sicher ein langer Tag. Nach etwa 6 km legen wir in Calzada, wieder eine Pause ein, das ist aber auch kein Wunder, in Arzua haben wir gesehen das wir 30 Grad haben. Sandra und ich laufen bis zur nächsten Bar, in Salceda vor, die Mädels folgen. Das der Weg so oft bergauf und bergab geht hätte keiner erwartet und Sandra hat's verdrängt. Ich Laufe nun vor, die Mädels folgen etwas langsamer. Der Weg Kreuz regelmäßig mit der Nationalstraße, führt durch Wälder und Dörfer. In Pedrouzo angekommen, gehe ich zur Pension und Buche die 2 Doppelzimmer. Dusche und mache mich frisch und da kommen auch die 3, eine Std. nach mir. Die Damen machen sich erst mal frisch, einer geht es nicht so gut, sie kommt auch nicht zum Essen. Das wird unser letztes Essen, morgen gibt es nur noch eine Etappe. Wir wollen früher los um den Turnschuhpilgern, ich habe den Namen der Tagespilger geändert, vorweg gehen und zur Messe in Santiago sein.

Wir sind heute wir 34 km gelaufen, die Kilometersteine stimmen leider nicht immer, uns fehlen nun noch 18 km. Für die Strecke haben wir 8:45 Std.gebraucht, also 4,3 km/ h, auf den letzten 8 km hatte ich einen Schnitt von 5,8 km/h. Morgen werden wir gemütlich laufen.

24.05.2011

Die Nacht war eigentlich ganz angenehm, bis auf das ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und das Bett von der Wand rücken musste, weil es bei jeder Bewegung an diese Wand klopfte. Wir haben gefrühstückt und sind dann los gelaufen, die beiden Jungs ca. 30 Minuten vor uns und die Mädels 10 nach uns. Der Weg gestaltet sich angenehm auf und ab. Das Wetter ist neblig, am Vormittag setzt sich aber die Sonne durch und es ist Wolkenfrei.

Kurz vor Palas de Rei treffen wir die Schwaben Jungs und Miss Passau wieder und im Ort auch die beiden Münchnerinnen. Die treffen wir sicher in San Xulian wieder. Sandra hat entschieden bis Melide zu laufen, 14 km waren ihr zu wenig also werden das jetzt 26 km. Wir sind die 11 km mit einen Schnitt von 5 km/h gelaufen, dann wird das bis Melide ein klacks. Sandra trifft in Palas ein Jack Fan, der wollte eigentlich ein Gespräch anfangen, fing aber völlig falsch an, so das sie sagte der ist ja Arrogant. In O Coto treffen wir wieder auf die Mädels aus München und der Jack Fan kommt auch, weiß aber nicht wo er ist, gut dass der noch weiter möchte. Für die Mädels und uns Buche ich schon mal ein Zimmer in Melide, es geht schon wieder los :-)

Die drei laufen entspannt Richtung Melide ich Laufe bis Furelos vor, die Strecke ist eher entspannt. An der Brücke warte ich und wir gehen gemeinsam die letzten 1,5 km. Kurz vor der Pension sehen wir 2 Esel, die Mädels müssen natürlich mit denen anfangen zu schmusen, würde mich nicht wundern wenn wir morgen noch 2 mehr sind.

Am Nachmittag geht's in die Altstadt, wir trinken etwas und Sandra bekommt das erste mal Churros, die beiden Mädels kosten und wollen das morgen zum Frühstück. Dabei treffen wir auch auf Miss Passau, Miss München ist nicht dabei. Sie muss ihre Schuhe reparieren lassen, da sich vorn die Kappe gelöst hat. Auf dem Weg zum Einkaufen treffen wir auf die beiden schwäbischen Jungs, die wollten nicht so weit, aber davor gab's nicht so viele Herbergen.

Beim Essen entscheiden wir uns mal für a la Carte, leider findet das eine Mädel außer Tortilla nichts essbares, schade Fisch, Muscheln, Salat und Käse sind super lecker. Den Orujo und den Flan mochte sie, uns anderen hat natürlich alles geschmeckt. Abends wird es einigermaßen kalt, wir haben am Tag 28 Grad und dann fühlen sich 18 Grad frisch an, so müssen nun zurück zur Pension.

23.05.2011

Gestern Abend wurde noch schön, die Schwaben sind in eine andere Herberge gefahren, km sparen und wir saßen mit einem nette Regensburger beim Essen. Der hat sich 6 Wochen Zeit genommen um den Weg von St. Jean aus zu machen. Der ist heute mittag schon an uns vorbei gezogen, läuft ca. 30 km am Tag und hat noch Zeit nach Fisterra zu laufen, was er vorher nicht eingeplant hatte. Gestern Abend trinkt er auch seinen ersten Orujo de Hierbas, so lässt sich auch wärmer schlafen.

Heute morgen um 6 Uhr geht die Hälfte des Hauses los, die meisten anderen ein bisschen später. Wir stehen erst um 7 Uhr auf, da wir hier erst spät Frühstück bekommen können, laufen wir los um in Portomarin zu frühstücken. Es ist sonnig und warm, so warm das wir nach 1 km die Pullover ausziehen. Der Weg führt wieder bergauf und bergab, durch Wälder und Weiden, kurz vor Portomarin tauchen wir in den Nebel ein und treffen wenig später auf die Schwaben. Die haben den Abend Fürstlich verbracht und wieder km übersprungen.

In Portomarin machen wir eine ausgedehnte Pause, als wir die Brücke überqueren, führt der Fluss so wenig Wasser das man die Ruinen des alten Ortes sehr gut sehen kann. Wenn jetzt schon so wenig Wasser im Stausee ist, wie wird das dann im Sommer?

Der Weg führt über eine verrostete Brücke und anschließend, gefühlt, immer bergauf. Die Bar in Gonzar musste eigentlich hinter dem nächsten Hügel kommen, aber doch sicher nach dem nächsten, wir überquerten viele Hügel bevor wir die Bar erreichten. Wir machen eine kurze Pause und wollen dann weiter nach Ventas de Naron, in Hospital de Cruz haben wir vor 2 Jahren keine guten Erfahrungen gemacht daher meiden wir die Absteige. In Gonzar treffen wir auch auf die beiden älteren Damen aus Bayern, wir haben bisher keinen einzigen Norddeutsche (oberhalb Frankfurt) getroffen. Die beiden hatten uns gestern schon auf unser Trinksystem angesprochen und waren gestern ein Dorf weiter gegangen, vielleicht sehen wir sie ja heute Abend wieder.

Wir gehen weiter bergauf und erreichen nach ca. 1 Std. Hospital, Sandra macht hier eine Minipause. Die Wegführung ist hier etwas unglücklich, man muss einen großen Umweg über die Brücke machen während man auch vorsichtig über die Landstrasse kann. Beim folgenden Anstieg überholen wir auch die Tagespilger von gestern, heute schauen die nicht mehr so mitleidig als wir an ihnen vorbei ziehen. In Ventas de Naron fragen wir in der Herberge, wo wir beim letzten mal so lecker gefrühstückt gaben, nach einer Unterkunft und bleiben hier.

Das wird sicher ein netter Abend, es sind Deutsche da die wir noch nicht kennen, Niederländer die wir seit 2 Tage sehen, Amerikaner die wir gestern gesehen haben. Auch der Regensburger von gestern ist hier, er sagte er wurde von den Gruppen an Tagespilgern aufgehalten. Beim Rundgang treffen ich auf die Türkatze von 2009, die ist trächtig und super kuschelig und schmusig, Sandra möchte sie am liebsten mitnehmen.

Wir hatten einen schönen Abend, wie saßen mit 2 Schwaben, einer davon ein Spanier, beide schwul und 2 Münchnerinnen zusammen und haben gegessen. Die Schwaben haben in Sarria angefangen und die beiden Mädels in Leon, sind aber mutig und laufen ohne Schlafsack, so das sie immer auf min. eine Pension angewiesen sind. Hatten bisher auf dem Weg aber noch keine Tarta de Santiago und kein Orujo getrunken, auf welchen Weg laufen die eigentlich? Die Jungs laufen mit normalem Gepäck und das für 5 Tage. Waren dem Wein und dem Orujo aber nicht abgeneigt. Das war ein schöner und lustiger Abend.

22.05.2011

Gestern haben wir mit 5 Franzosen zu Abend gegessen. 2 davon waren sehr nett, es gab nur die Sprachbarriere, die wenig englisch und wir kein französisch. Die anderen 3 waren eher frech arrogant. Die Bedienung beachteten sie nicht, und wollten immer nur Wein. Stellten sich nicht verstehend obwohl der eine gut spanisch sprach, denn ich hatte ihn beim Wirt schon gehört. Dann heißt es Franzosen sind Gourmets, die tun dann aber wohl nicht Eis in den Rotwein, schade um den Wein.

Wir starten um 8:45 Uhr, der Weg geht abwechselnd rauf und runter, aber gestaltet sich recht einfach. In Sarria angekommen ist die Touristeninformation zum Wahllokal umfunktioniert, die Kirche geschlossen, Frage mich wieso sie die überhaupt noch öffnen. Mal sehen ob das Kloster offen ist.

Beim Kloster läute ich und es wird mir geöffnet, wir schauen uns ganz in Ruhe um, sind ja auch die einzigen. Dann geht's weiter erst steil bergab und dann nach Überquerung der Bahngleise und des Baches, steil bergauf durch einen alten Eichenwald. Bis Barbadelos sehen wir nur ganz wenige Pilger, die Herberge die letztes Jahr eröffnet hat, sieht auch sehr gut aus, ich hoffe ich merke mir das bis zum nächsten mal. Danach geht's nochmal hoch und wir treffen auf immer mehr Pilger, die meisten davon Tagespilger mit Jakobsmuschel. Es ist schön die mitleidigen Blicke zu sehen, weil wir einen großen Rucksack tragen, während die nur so'n Miniteil. Ich weiß ich bin unfair, auch die dürfen diesen Weg machen, auch wenn es meist nur 110 km mit sehr leichten Gepäck sein werden. Auf der anderen Seite ist es schon frustrierend wenn man mehrere 100 km mit dem dafür notwendigen Rucksack läuft und man dann so angeschaut wird. Solange sie mir nicht die Betten wegnehmen, soll mir das egal sein. Nachdem was ich aber so höre, reservieren die meisten telefonisch vor, und das mit Vorliebe in den Herbergen. Was eigentlich nicht gehen soll. Schon nett, erst ausgeruht starten, und dann völlig entspannt anzukommen, ohne sich Sorgen um den Schlafplatz machen zu müssen. Ich werde es morgen ohne versuchen, mal sehen ob es schief geht. Heute war es anfangs neblig und bedeckt, am Vormittag verschwanden dann die letzten Wolken und wir hatten ein wunderbaren sonnigen Tag. So sind wir die 18,5 km mit 4,4 km/h gelaufen und hatten noch genug Zeit Wasche zu waschen und die Beine hoch zu legen.

Wir haben nun die 100 km Grenze überschritten, eigentlich ja 106,8 km da der Weg in den letzten Jahren etwas verändert und dadurch verlängert wurde.

In der Herberge treffen wir auf ein schwäbisches Pärchen, die sind in St. Jean gestartet und 3 Wochen eingeplant. Leider hat sie aber schon Probleme 25 km am Tag zu laufen, daher mussten sie oft Bus und Bahn nutzen. Wir sind jetzt 100 km von Santiago entfernt und in 3 Tagen geht deren Flug, ich glaube nicht dass die beiden 33 km pro Tag gehen werden, aber sie werden nicht ohne Compostela gehen, den sie habe ja den Weg gemacht.

21.05.2011

Nach einem kleinen Kaffee und einem Croissant, starten wir um 8:30 Uhr nach Triacastela. Die Franzosen waren wieder die lautesten während man die Darmstädter gar nicht gehört hat. Diese starten kurz vor uns, vor Fonfria haben wir sie aber wieder eingeholt. Das Wetter ist herrlich, warm und sonnig. Es geht erst leicht bergab und bergauf bis es dann sehr viel steiler abfällt. Sandra sieht die Landschaft zum ersten mal ohne Regen, ich auch aber ich wandere ja auch das erste mal hier entlang. Es ist so wie von ihr bestellt. In Fonfria steht natürlich Carmen an der Hausecke und verkauft Pfannkuchen, Sandra kann es sich nicht nehmen lassen einen gegen Spende, die sie diesmal nicht erbittet, zu essen. Sie sagte beim letzten mal waren sie wärmer. In Filloval machen wir eine Kurzpause, spanische Pilger beschweren sich das die Herbergen so ausgebucht sind, vor allem von Buspilger die vor dem Ort aussteigen und dann zur Herberge laufen. Das habe ich bisher zwar noch nicht gesehen, aber Koffer in den Herbergen schon. Mal sehen ob wir die Saarländer heute noch Wiedersehen, er hatte Knieprobleme und die bergab Etappen sind sie mit dem Bus oder Taxi gefahren. Und nach Triacastela ging es fast nur abwärts.

Wir machen, hier angekommen, erst mal eine ausgedehnte Pause und Essen etwas, erst nach einer Stunde machen wir uns auf, die restlichen 11 km nach Pintin.

Dass der Weg so beschwerlich wird hätte ich nicht gedacht. Nach Triacastela geht es erst leicht bergan und dann etwas steiler, 5,5 km lang, wenn man denkt man ist oben geht es halt noch höher. Sehr schön waren die Corredoiras, typisch galicische Wege. Meist führt der weg durch Links und Rechts überwucherte Felsen, bei dem Bäume ein Dach bilden. Schattenspendend mit sonnigen Abschnitten, führte uns der Weg durch den Hexenwald. Auf der gesamten Strecke werden wir von 2 Pilgern überholt und 2 Französinnen lassen wir an der Wasserquelle stehen, wo der Beagle ganz frech, mitten auf der Straße schlief. Die Strecke ist so anspruchsvoll das Sandra sogar ihre Kniebandage anlegt.

Nach weiteten 3,5 km treffe ich auf 3 spanische Tagepilgerinnen die fragen wie weit es bis zur nächsten Bar ist, denn sie haben Hunger. Nach ca. 1 km treffen wir auf die Bar, die dann auch unsere wird. Nach einer Trinkpause gehen wir die letzten 1,5 km an. Gut das ich reserviert hatte, die beiden Franzosen die nach uns kommen bekommen das letzte Zimmer, so schlimm war das vor 2 Jahren nicht. Wir werden nun erst mal entspannen, mein linker Fuß tut, nach den ganzen abstiegen, ganz schön weh. Morgen geht es nach Sarria und wir werden die 100 km Grenze überschreiten. Erstaunlich was Menschen alles schaffen, wenn sie wollen.

20.05.2011

Heute sind wir früh auf, es geht nach Galicien, endlich. Einige Pilger sind schon um 6 Uhr gestartet und haben natürlich den entsprechenden Lärm gemacht. Um 8 Uhr starten wir dann auch, die haben Regen angesagt, eigentlich wie immer. Es ist neblig, aber angenehm kühl. Nach 2 km, trinken wir in einer Bar ein Kaffee, der Nebel lichtet sich und wir können jetzt den Anstieg nehmen. Bis La Faba war es schon sehr anstrengend bergauf, Sandra wollte gestern ihr Rucksack transportieren lassen, hat es aber vergessen zu buchen, so muss sie ihn nun schleppen. Hier treffen wir auch die beide Bayerinnen, Miss Passau, ist vor Miss München los und wartet hier auf sie. Beide haben sich gestern gewogen und festgestellt dass sie 16 bzw. 19 kg auf dem Rücken schleppen. Hier treffen wir auch wieder auf das saarländische Paar, die uns die letzten Tage begleiten. Mit den beiden laufen wir dann weiter bergauf bis Laguna de Castilla, nach einer kurzen Pause geht es dann für uns das letzte Stück hinauf. Nach ca. 800 Meter überqueren wir die Grenze von Leon zu Galicien und nach weiteren 800 Meter erreichen wie O Cebreiro. Wir haben entgegen der Wettervorhersage kein Regen sondern nur Sonnenschein. Hier wird erst mal ausgiebig Pause gemacht, in der Kirche ein Stempel geholt und ein neues Credencial, meiner ist nun voll.

Fazit des Aufstiegs: die Luft wurde dünn und dünner, es war teils sehr steil, die Wachhunde lagen schlafend am Straßenrand und ich habe keinen erlebt der nicht oben angekommen ist, aber die meisten nach mir, habe ich ja auch nicht gesehen.

Als wir dann schon fast aufbrechen kommen die Saarländer und wenig später die beide Bayerinnen. Die Saarländer wollen in O Cebreiro bleiben und sich abends eine Queimada genehmigen, die beiden anderen Mädel sehen wir wahrscheinlich in Hospital da Condesa wieder. Es ist Wahnsinn was hier an Buspilger rumläuft, auf dem Parkplatz hinter der Kirche stehen 5 Busse und alle tragen sie eine Muschel an dem kleinen Rucksack.

Wer jetzt denkt der Aufstieg ist bewältigt der irrt, es geht erst ein Stück bergab um dann, um so steiler und höher aufzusteigen. Liñares durchqueren wir recht zügig, in Hospital angekommen stellen wir fest dass der Hostal komplett reserviert ist und die Herberge um 14 Uhr ebenfalls voll ist. Daher mussten wir leider weiter, in Alto do Poio sind wir dann in das Hostal eingekehrt. Leider hat es auch noch 500 Meter vor dem Ziel angefangen zu Regnen, zwar nicht lange aber ausreichend. Es ist warm und daher auch in dieser Herberge erträglich. Nach uns treffen immer mehr Pilger ein, die in Hospital keine Unterkunft mehr bekommen haben. Ich werde nun wohl auch vorreservieren müssen.

Ein schönes Spektakel haben wir hier jeden Abend gegen 18 Uhr, der Himmel wird dunkel, es gewittert, meistens mit etwas Regen und dann ist wieder gut und die Wolken verschwinden.

Sandra nutzt vor dem Essen noch die automatische Bein und Fussmassage, das scheint ihr so gut zu gefallen das sie gleich 2 Einheiten braucht. Sie hat die 22 km mit 3,5 km/h geschafft, bei den Steigungen darf man das dann wohl auch. Das Essen ist sehr gut und sehr frisch, die Franzosen die ursprünglich ebenfalls essen wollten, haben sich das anders überlegt. Vielleicht stinken wir, trotz Dusche. Dafür setzt sich ein Paar aus Darmstadt zu uns, wir stinken doch nicht. Die machen den Weg in Etappen a 4 Wochen. Haben 2005 in Mannheim angefangen, sind durch Frankreich durch und beenden ihn dieses Jahr in Santiago.